Akademie der analogen Künste

Projekte

AD/DA - Wandler zwischen den Welten (2019)

Die digitale Welt – dargestellt mit traditionellen Zirkuskünsten

Kinder und Jugendliche erlernen traditionelle Zirkuskünste und nutzen sie, um mit analogen Mitteln Phänomene der digitalen Welt darzustellen. AD/DA – Wandler zwischen den Welten ist das erste große Projekt, das aus dem Impuls des Gründungstreffens der “Akademie der analogen Künste” heraus entstanden ist.

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

(Fotos: Katja Hasse)

Circus Alessio ist ein kleiner Familienzirkus in neunter Generation, der sich – fernab des zeitgenössischen Cirque Nouveau – ausschließlich den traditionellen Zirkuskünsten widmet: Artistik, Tierdressuren, Clownerie, Jonglage, Seiltanz, Zauberei.

Im August und September 2019 wurde das Zirkuszelt zur Heimat für über 50 Kinder und Jugendliche aus der Region – viele davon mit Fluchthintergrund. In drei jeweils einwöchigen Workshops (“AD/DA – Wandler zwischen den Welten” und “Dig-it im Zirkus Diversini”) waren sie dazu eingeladen, verschiedene traditionelle Zirkuskünste in Kombination mit theatralischen und musikalischen Elementen zu erlernen. Viele hatten sich zunächst nur für eine der drei Wochen angemeldet und blieben dann, entgegen ihrer ursprünglichen Planung, für die gesamte Projektdauer.

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Die Zirkusprofis wurden um ein Team von Gastreferent*innen aus den Bereichen Musik und Theater erweitert. Das Projekt war zweigeteilt. In den beiden ersten Wochen standen die traditionellen Zirkuskünste im Vordergrund. In der dritten Woche sollte dann, davon ausgehend, schrittweise versucht werden, die Gegenwartsthemen „Digitalisierung“ und „mobile Gesellschaft“ in die Zirkusmanege zu holen. Ein zentraler Impuls für diese ungewöhnliche thematische Verknüpfung war das Gründungstreffen der Akademie der analogen Künste im Januar 2019 gewesen.

Eine besondere Qualität bestand darin, dass es von Anfang an tatsächlich um Zirkus und nicht um eine „altersgerecht“ abgemilderte Zirkuspädagogik ging. Die Zirkustrainer*innen arbeiteten kompromisslos „ohne Netz und doppelten Boden“: Die Kinder und Jugendlichen erlernten echte Tierdressuren und Zaubertricks, studierten anspruchsvolle Akrobatiknummern ein und schwangen in vier Metern Höhe ohne Sicherungsnetz am Trapez.

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Für uns Gastreferent*innen wurde während der Zusammenarbeit mit den Zirkusprofis schnell deutlich, dass es in diesem Projekt nicht darum gehen konnte, in die Zirkuskünste und ihre traditionelle Ästhetik einzugreifen. Unsere Aufgabe bestand darin, behutsam neue, ergänzende Elemente einzubringen und die einzelnen Zirkusnummern durch eine verbindende Rahmenhandlung zu verknüpfen, dabei aber zugleich der Lebens- und Arbeitsweise der Zirkusfamilie Respekt zu zollen.

Eine wichtige Intention des Projektes bestand darin, für die Dauer von drei Wochen einen Ort zu schaffen, an dem die Herkünfte und kulturellen Hintergründe der beteiligten Kinder und Jugendlichen keine Rolle mehr spielen. Was zählte, war die gemeinsame Arbeit und die geteilte Verantwortung für das soziale Biotop „Zirkus“.

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Aus der Akademie der analogen Künste war zudem die Zielsetzung eingeflossen, diesen Ort zugleich auch als eine „analoge Nische“ zu verstehen, Die beteiligten Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeit erhalten, Alternativen zu ihrem sonstigen, „durchdigitalisierten“ Lebensstil zu erleben und sich auf diese Weise ein Stück Wahlfreiheit und „analoge Mündigkeit“ zu erobern.
Dieses Konzept ging voll auf – im „wahren Leben“ vielleicht sogar noch mehr als auf künstlerischer Ebene. Während wir professionellen Gastreferent*innen uns in Inszenierung und Musik um eine digitalisierungskritische “Botschaft” bemühten, geschah parallel dazu Erstaunliches: Die mitwirkenden Kinder und Jugendlichen waren derart von der Zirkuswelt in Bann geschlagen, dass sie immer seltener zu ihren Smartphones griffen. Diese waren schlicht uninteressant geworden.

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Wandler zwischen den Welten - Foto Katja Hasse

Als die Mitwirkenden dann an einem der letzten Projekttage in einer gemeinsamen Auswertungsrunde nach Kritikpunkten gefragt wurden, war die häufigste Antwort: „Dass wir heute so viel Pause machten mussten“.

Ein Projekt von Stage Divers(e), Forum für JugendTheaterKultur e.V. in Kooperation mit dem Wanderzirkus “Circus Alessio”, dem Kulturzentrum Dieselstrasse Esslingen, Trimum und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

Projektleitung: Babette Ulmer
Regie: Stephanie Biesolt
Zirkus-Coaches: Circus Alessio
Musik: Gülcin Duman, Ahmet Gül, Damaris Keim, Bernhard König, Julia Makein, Maischa Pochart, Matias Urroz sowie Alena, Baktosh, Luis, Ocean u.v.a.m.

“AD/DA – Wandler zwischen den Welten” wurde gefördert von “Künste öffnen Welten”, der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. und dem Bündnis für Bildung “Kultur macht stark” (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung).

“Dig-it im Zirkus Diversini” wurde gefördert vom Landkreis Esslingen und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg über den Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.